[home]   [termine]   [news]   [geschichte]   [fantasie]   [sponsoren]   [kontakt]
 


 

BRÜSSOWER MINIATUREN

Carl Oskar Armin Stephani

von Günter Trester, Leiter des Brüssower Heimatmuseums

Vor einigen Jahren kündete der Nachwelt sichtbar nur die Inschrift am Brüssower Grabstein, dass der Apothekenbesitzer Carl Oskar Armin Stephani, geboren am 14. Februar 1860 zu Wartenberg bei Pyritz in Pommern, Ehrenbürger der Stadt Brüssow ist. Das Interessante daran ist, dass Stephani offenbar bis heute der einzige Ehrenbürger Brüssows ist.

Informationen über die Familie Stephani und einige interessante Fotos erhielt ich von seinem Enkelsohn Dietrich Stephani aus Hamburg. Leider waren jedoch im Nachlass seines Großvaters keine Hinweise über diese Ehrung zu finden, Malermeister Manfred Gombert wusste von seinem Vater, dass Stephani der mittellosen Stadt Anfang der zwanziger Jahre eine größere Summe in Goldmark schenkte, welche in der Inflation sicher hilfreich war. In aller Munde war das Thema Ehrenbürger wieder, als der ehemalige Brüssower und Hobby-Historiker Silvio Wepner auf einem Trödelmarkt die Originalurkunde vom 2. September 1925 entdeckte.

Während des Festes zum 40-jährigen Bestehen des Heimatmuseums Brüssow konnte ich eine Kopie der Urkunde und ein Portrait – beides hat heute einen Ehrenplatz im Tagungsraum der Stadtverordnetenversammlung – von Carl Stephani Bürgermeisterin Gisela Müllenhagen überreichen. Unter den unterzeichnenden Brüssower Abgeordneten von 1925 befindet sich auch deren Urgroßvater Ferdinand Kesten. Aus dem Besitz der Stephanis wurde übrigens 1997 das Heimatmuseum von der Stadt gekauft, und konnte erhalten werden.

Carl Stephani studierte Pharmazie in Schleswig-Holstein und eröffnete 1889 eine Drogerie in Hamburg -St. Pauli. In dieser Zeit brach die berüchtigte Cholera-Epidemie aus, der Tausende Menschen zum Opfer fielen. Für seinen Einsatz wurde er vom Hamburger Senat mit der Cholera-Ehrenurkunde von 1893 geehrt. Am l. Oktober 1900 erwarb er die privilegierte „Adler-Apotheke" in Brüssow, nahm am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben der Stadt teil. Die Arbeit in einer kleinen Landapotheke, die von 7 bis 21 Uhr öffnete, war nicht leicht. Nach 40-jähriger Tätigkeit in dieser Apotheke starb Stephani am 19.November 1940.

Bei den Nachforschungen über Carl Stephani erhielt ich auch Einblicke in die Geschichte der „Adler-Apotheke“, die bereits vor rund 250 Jahren existierte, Vielen ist sicher noch der gebürtige Brüssower Apotheker Joachim Magnus bekannt, der noch während der Kriegswirren im Januar 1945 in der Apotheke tätig war und diese bis zu seinem Tode 1976 leitete. Die Geschichte der „Adler-Apotheke“ endet mit ihrer Schließung am 1. Juli 1997. Doch konnte vor zehn Jahren, am 1. Juni 1995, an diese Tradition mit der „Apotheke am Markt" angeknüpft werden, die vom Ehepaar Becker geleitet wird.

Mit der Tradition der Ehrenbürgerschaft hat man anscheinend gebrochen, obwohl es ganz sicher auch heute noch Mitmenschen gibt, die diese hohe Ehrung verdient hätten, auch in Brüssow.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

zurücknach oben

Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.