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BRÜSSOWER MINIATUREN

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Durch Aufforstung zerstört

Großsteingräber in Hammelstall

von Norman Glowe - April 2009

Das Megalithgrab (Großsteingrab) südlich von Brüssow gelegen, ist eines von ca. 5000 Bodendenkmälern in der Uckermark. Erwähnt wurde es schon 1845 im Lokalitätsbericht des Superintendenten Büchsel: "Nicht weit von dem Vorwerke Hammelstall sieht man eine Zusammenhäufung von Steinen, die auf eine heidnische Grabstätte zu deuten scheinen."

Der Löcknitzer Arzt und Vor- und Frühgeschichtsforscher Hugo Schumann ging in dem von ihm geschriebenen Buch "Die Großsteingräber der Uckermark" von 1904 ausführlicher auf das gesamte Gräberfeld um Hammelstall ein. Heute sind davon allerdings nur noch das Großsteingrab und das etwas westlich von diesem gelegene Steinkistengrab zu sehen, das der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Heinz Pöller aus Carmzow 1976 entdeckte und untersuchte.

Die vielen anderen Flach- und Steinkistengräber nordwestlich des Hammelstaller Wäldchens sind nur noch schwer auszumachen. Sie wurden durch die um 1900 beginnende Aufforstung stark beschädigt und zerstört. In der Grabkammer des Großsteingrabes konnte schon Schumann weder Knochen noch Grabbeigaben finden, da es bereits vor ihm geöffnet worden war. Nur einige glänzend schwarze Scherben waren bekannt.

Das Grab befindet sich an der südli- chen Seite des Waldes auf einer kleinen Anhöhe und wurde von Nordost nach Südwest an- gelegt. Errichtet wurde es mit vier Träger- und zwei Decksteinen. Zur nördlichen Seite ist das Grab mit einem Abschlussstein versehen. Der Schlussstein zur anderen Seite, wo sich der Eingang befunden haben muss, war auch bei Schumann schon nicht mehr vorhanden. Ich vermute, dass er im Ort als Baumaterial verwandt wurde. Damals war es üblich, dass steinzeitliche Grabanlagen einfach abgebaut und die Findlinge zum Zwecke von Häuserbau durch Steinschläger gesprengt wurden.

Aus den gewonnenen Steinblöcken konnten Fundamente, Treppenstufen oder Torpfosten gefertigt werden. Man sparte sich so die Zeit des langen Transportweges aus Steinbrüchen und sicherlich auch die damit verbundenen Kosten. Die Innenmaße der Grabkammer betragen 2,50 Meter in der Länge und 0,90 Meter in der Breite.

Zu erwähnen ist auch, dass die Grabanlage um 1900 etwas eingesunken war und dadurch einer der beiden Decksteine nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz lag. Der uckermärkische Museums- und Geschichtsverein aus Prenzlau hatte diesen wieder auflegen lassen. Dabei errechnete man das Gewicht des Steines auf 4000 Kilogramm. Das Grab ist der Trichterbecherkultur zugeordnet worden, die wegen ihrer typischen Keramikform so benannt wurde. Diese war von Südskandinavien im Norden bis nach Mitteldeutschland sowie Böhmen und Mähren im Süden vertreten. Auch konnten Funde sowohl in den Niederlanden als auch bis ins östliche Polen gemacht werden.


Schumann, Hugo: Die Steinzeitgräber der Uckermark. A. Mieck Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerrei. Prenzlau 1904
Feustel, Rudolf (Red.): Typentafeln zur Ur- und Frühgeschichte. Herausgegeben vom Kulturbund der DDR, Museen für Ur- und Frühgeschichte Dresden Halle, Potsdam, Schwerin, Weimar. Weimar 1972.
Bode, Johanna (Red.): Nicht nur Sand und Scherben ... Brandenburgisches Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte. Potsdam 1994.
Büchsel, Carl: Erinnerungen eines Landgeistlichen. Christliche Verlagsanstalt Konstanz. Konstanz 1966.

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