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03.02.2006

Brüssower Pfarrer scheitert bei der Wahl zum Superintendenten

Vor der Wahl fallen harte Nachfragen

Von Georg Wagner

Demmin. Am Mittwochabend gegen 20.45 Uhr herrschte Spannung vor den verschlossenen Türen des Konferenzsaals der Demminer Sparkasse. Drinnen nahmen sich die Mitglieder der Sondersynode noch einmal die beiden Bewerber um das Superintendenten-Amt zur Brust, draußen warteten bei Kaffee und Schnittchen die nicht stimmberechtigten Gäste. Kaum einer von Letzteren hätte zu diesem Zeitpunkt eine Wette gewagt, wer wohl gewinnen würde, und das spätere Wahlergebnis, eine Stimme Mehrheit für Bernd-Ulrich Gienke, sollte beweisen, wie schwierig Prognosen tatsächlich waren.

Mehr als eine Stunde lang hatten zuvor die Vorstellung der Kandidaten und deren öffentliche Befragung gedauert. Beide konnten manches für sich ins Feld führen. Matthias Tuve, 48, geboren in Nordhausen, schon als Schüler in Distanz zum SED-Regime, nach dem Studium als Vikar in Gülzowshof tätig, 1983 ordiniert in Greifswald, seit 1996 Pfarrer in Brüssow (Kirchenkreis Pasewalk) und auch auf Kirchenkreisebene engagiert, geschieden und wieder verheiratet. Aus den Hochs und Tiefs in seinem Leben, den privaten wie beruflichen Brüchen und Erfolgen machte er kein Hehl, und in den Pausengesprächen vor der Tür hielten ihm die Gäste denn auch vor allem den menschlichen Zug seiner Vorstellung zugute.

Ihm gegenüber: Bernd-Ulrich Gienke, 48, gelernter Agrotechniker und Pfarrer in Loitz, kurz vor der Silberhochzeit stehend, ein „Mecklenburger von Geburt und Pommer aus Passion“, wie er sich selbst charakterisierte. Nicht für jeden eine einfache Persönlichkeit – das zeigte sich in der Aussprache, als Gienke sich manche harte Nachfrage gefallen lassen musste. Von Dominanz im Konvent war da beispielsweise die Rede, von einem Umgang, so eine Frau, „dass ich meinte, es nicht mehr tolerieren zu können“, von der Frage nach dem Umgang Gienkes mit Kritik schließlich. Was dieser mit den Worten beantwortete: „Kritik ist das Schönste, was man sich vorstellen kann, weil man merkt, der andere hat ein Anliegen an einen, man ist ihm nicht gleichgültig.“

Seine entschiedene Haltung, zu der auch der Wunsch nach einer stärker bestimmenden Rolle des Kirchenkreises Demmin in der Landeskirche zählte, überzeugte offenbar die Mehrheit der Synode. Ohne dass er fest damit gerechnet hatte. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Rede halten würde“, begann er nach seiner Wahl gegen 21.35 Uhr sein Schlusswort und forderte die Synode ebenso wie die 31 Gemeinden des Kirchenkreises auf: „Lasst uns beieinander sein und die Probleme, die wir haben, fröhlich lösen.“ Der Kirchenkreis lebe vom Miteinander.

Ein Termin für die offizielle Amtseinführung als neuer Superintendent steht derzeit noch nicht fest. Darüber werde voraussichtlich am 3. März beschlossen, sagte Gienke gestern. Bis dahin amtiert noch Ralf Ott. Bernd-Ulrich Gienke selbst wird indessen entgegen den Gepflogenheiten auch als Superintendent seinen Wohnsitz in Loitz behalten und dort mit Predigtauftrag tätig sein. Er werde aber keine Pfarrstelle mehr haben. Für sie will die Landeskirche einen Pastor entsenden, sagte Landesbischof Hans- Jürgen Abromeit. Diese Sonderregelung habe Gienke wegen der relativ kurzen zeitlichen Befristung des neuen Amtes auf knapp vier Jahre gewünscht.

Quelle: Uckermark Kurier

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.