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04.03.2006

Brüssow am Draht

16 Orte sind Mitte 1948 ohne Telefon

Von Herbert Leumann

Uckermark. Im September 1945 wurde die Oberpostdirektion in Potsdam gebildet. Sie vereinbarte mit den Stadtwerken Prenzlau und dem Telegrafenbauamt Neuruppin, dass der frühere Telegrafenbaubezirk Prenzlau ab 1. Oktober wieder von dem ehemaligen Baubezirksführer übernommen wird.

In diesem Zusammenhang übergaben die Stadtwerke dem Telegrafenbauamt einen Zustandsbericht. Demnach bestanden nach Strasburg und Angermünde jeweils eine Leitung, nach Pasewalk zwei und nach Neubrandenburg vier Leitungen. Die Bürgermeistereien in Holzendorf, Brüssow, Kleptow, Baumgarten und Carmzow, waren ebenfalls angeschlossen.

Einige Vermittlungen waren für den Versand vorbereitet, andere waren noch voll oder teilweise funktionsfähig. Nach Prenzlau brachte man die damals moderne Wählvermittlung aus Drense. Diese Vermittlung mit 80 Anrufeinheiten fand ihren Platz in dem nur leicht beschädigten Kabelaufteilungskeller. Aus Nechlin holte man den 100-teiligen Klappenschrank (OB 14) und stellte ihn im Kabeleinführungskeller als Fernschrank auf. Den durchgehenden Vermittlungsdienst übernahmen fünf Kolleginnen.

Mit dem beginnenden Winter 1945/46 setzten Regen, Schnee und Sturm ein. Entsprechend wuchsen damit die Probleme für alle Kräfte des Fernmeldewesens. Von den Decken der Keller, in denen die Vermittlungsschränke und technischen Einrichtungen untergebracht waren, tropfte es an vielen Stellen. Bei entsprechenden Witterungsbedingungen arbeiteten die Vermittlungskräfte unter Regenschirmen. Das steigende Grundwasser tat sein Übriges. Die empfindlichen technischen Einrichtungen mussten vor der Nässe und dem herunterfallenden Mörtelresten mit Planen geschützt werden. Besonders beängstigend war dieser Zustand für die Fernamtskolleginnen. Ihre Räume waren zu allen Tageszeiten von allen Seiten zugänglich und das in der Mitte des Trümmerfeldes.

Später versah man die Keller mit einem Pappdach und stellte Wachposten auf, zu denen auch Harry Ebeling gehörte. Trotz der zwei aufgestellten Öfen war der notdürftige Fernsprechverkehr immer wieder in Frage gestellt. Entsprechend reagierten darauf sowjetische und eigene Dienststellen.

Im Februar 1946 reichten die 80 Anrufeinheiten der ehemaligen Vermittlung Drense nicht mehr aus, es kam die Wählvermittlung aus Brüssow, mit 120 Anrufeinheiten hinzu. Bis Ende 1948 waren nach und nach alle ehemaligen Fernsprechvermittlungsstellen wieder erreichbar. Einige Wählvermittlungen liefen wieder. Zum überwiegenden Teil kamen jedoch kleine Vermittlungseinrichtungen mit drei, fünf oder zehn Anschlussorganen zum Einsatz.

Die im Gerichtsgebäude bereitgestellten Räume reichten 1947 für den Postverkehr nicht mehr aus. Als eine weitere Übergangslösung holte man aus Angermünde eine Baracke und errichtete diese auf dem Posthof. Viele Prenzlauer werden sie noch aus den siebziger und achtziger Jahren als Werkküchengebäude der Deutschen Post kennen. Im Januar 1948 zog der Postbetrieb hier ein und reservierte für fernmeldetechnische Einrichtungen einige Räume. Zu diesem Zeitpunkt waren die Schäden im Fernmeldenetz noch immer nicht übersehbar. Mitte des Jahres waren im Kreis Prenzlau 16 größere Ortschaften telefonisch noch nicht wieder erreichbar. Die Instandsetzungsarbeiten verzögerten sich dazu immer wieder durch plötzliche Anforderungen der Besatzungsmacht und deutsche Dienststellen.

Das Ortsnetz Prenzlau erhielt aus Wittstock a. d. Dosse eine Wählvermittlung mit 400 Anrufeinheiten. Gemeinsam mit vier Fernschränken ging die gesamte Technik Ende August 1948 in Betrieb. Die dumpfen, feuchten und Angst einflößenden Kellerräume konnten endlich verlassen werden. Bis zum Sommer 1951 waren das Betriebspersonal, die Entstörer und alle weiteren technischen Kräfte, dem jeweiligen Postamtsvorsteher unterstellt.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.