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05.08.2006

Brüssower Tierfreunde retten Hund

Hilflos dem Verderben ausgesetzt

Von Monika Strehlow

Brüssow. Andreas Joachim und Britta Zimmermann sind einschließlich der beiden Töchter eine tierfreundliche Familie. Irgendeiner Kreatur widmen sie immer ihre Aufmerksamkeit. Der 40-jährige Brüssower kann sich an kein Lebensjahr erinnern, das nicht von einem Hund an seiner Seite begleitet wurde. Und auch Anka, die Deutsch Drahthaar-Hündin gehört seit einigen Jahren zur Familie, genießt alle Zuwendung, die sie sich wünschen kann.

Sie war es auch, die auf einem der gewohnten Spaziergänge am Mittwoch in freier Natur einen Artgenossen unter einem Schlehenbusch angeleint fand. Das habe er noch nicht erlebt, ist Andreas Joachim entsetzt. „Wie können Menschen ein Tier so dem Verderben aussetzen?“ Der Schäferhund-Mix lag neben dem Feldweg zwischen Carmzow und Klockow, etwa 200 Meter hinter dem See, fest angezurrt an eine kurze Kette, deren Ende aus Stofffetzen am Gehölz festgebunden war. Dem Tier blieb keine Bewegungsfreiheit, es war praktisch am Genick gefesselt. Denn je mehr es den Kopf bewegte, um so enger zog sich die Kette um seinen Hals, schildert der gelernte Forstwirt die traurige Lage. Eigentlich verdankte es „Rolf“ – wie Heike Barsch vom Tierheim des Tierhilfe Uckermark e. V. in Mönchehof den Rüden genannt hat – einem Zufall, dass er in der Hitze nicht verdurstet und verhungert ist. Total verängstigt ließ er auch seine Retter anfangs nicht an sich heran. Er habe fast eine Stunde gebraucht, bis er beginnen

konnte, den Hund aus seiner misslichen Situation zu befreien, erzählt Andreas Joachim.

Am Donnerstag habe er Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz bei der Kriminalpolizei in Prenzlau gestellt und hofft, dass der Verursacher ermittelt und entsprechend bestraft werden kann. Bei der uckermärkischen Polizei gingen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres insgesamt elf Anzeigen wegen Tierschutzverstößen ein. Nach den Worten der Pressesprecherin des Schutzbereiches Uckermark, Sandra Karstädt, habe es im gesamten Vorjahr 22 Anzeigen gegeben, im Jahr 2004 genau 35 Anzeigen. „Darunter befinden sich aber zehn Vorfälle, die den Gnadenhof Steinhöfel betrafen.“ Damit liege die Anzahl der Verstöße gegen das Tierschutzgesetz im beinah unveränderten Bereich. „Anhand der Anzeigen ist auch nicht erkennbar, dass besondere Zeiten, etwa Ferien oder Weihnachten für solche Vorkommnisse prädestiniert sind“, erklärt Sandra Karstädt. Im konkreten Fall bittet sie alle, die Hinweise zu dem aufgefundenen Schäferhund geben können, sich an die Polizei zu wenden. (Telefon 03984 350).

Für die Tierheimleiterin Heike Barsch ist „Rolf“ leider kein Einzelfall. Derzeit finden rund 50 Hunde in Mönchehof eine Unterkunft. „Besonders kurz vor und in den Ferien nehmen wir Fundhunde auf“, erzählt sie. In diesem Jahr seien es bereits zehn Tiere, die vermutlich ausgesetzt wurden und herumstreunten. Manche werden über die Ordnungsämter oder die Polizei gebracht, andere vor dem Tierheim einfach „abgelegt“. Während junge Tiere relativ schnell wieder vermittelt werden können, stehen diese Chancen für Tiere ab fünf oder sechs Jahren schlecht. „Dann helfen uns Tierheime aus dem Westen Deutschlands. Dort scheint es noch eine andere Haltung gegenüber den Vierbeinern zu geben“, sagt Heike Barsch.

Der Neuzugang erholt sich erstaunlich schnell. Der Appetit des vielleicht einjährigen Rüden ist wieder erwacht. Nur die Wunde in seinem Nacken, vermutlich von einer zu engen Kette verursacht, braucht Zeit zum Heilen. Und ganz sicher auch seine Hundeseele – denn noch zeigt er sich scheu und ängstlich.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.