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16.08.2006

Karin Christiansen

Hier werden Antihelden aufs Podest gestellt

Von Monika Strehlow

Wollschow. Es ist anmaßend, einen Menschen charakterisieren zu wollen, dem man nur einige Minuten gegenüberstand, mit dem man nur wenige Worte gewechselt hat. So kann das Folgende nur ein kurzer Blick sein auf ein Künstlerleben, auf das Leben von Karin Christiansen, die 1943 geboren wurde und die es in ihrer Kindheit schön fand, zwischen Trümmern zu spielen. In Kiel aufgewachsen, studierte sie freie Grafik und Malerei in Hamburg, Paris, Stuttgart und Berlin, war Meisterschülerin der Hochschule für bildende Künste.

„Das Spiel ,Schiffe versenken‘ kannten wir als Kinder nicht“, erinnert Karin Christiansen. Mehr als vier Jahrzehnte später gründete sie mit Kollegen in Berlin-Kreuzberg die Produzentengalerie Broschwitz, deren Ausstellungsprojekt „Schiffe versenken“ Anfang des neuen Jahrtausends in Galerien entlang der Ostsee für Aufsehen sorgte. Es ist die ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Krieg und seinem Wirken bis in die Gegenwart. Karin Christiansen gehört zur Generation der 68er, ist kein Parteimitglied, dennoch gesellschaftlich engagiert – und das bis heute. Und so wendet sie sich Themen zu, die viele Menschen bewegen. Zum Beispiel dem der „Kindersoldaten“. Ihre Malerei manifestiert seelische Verletzungen von Kindern, die gewaltsam rekrutiert werden und seelische und körperliche Verletzungen davontragen.

Oder das Thema „Antihelden“. 1993 wandte sich die Mutter eines Sohnes der Bildhauerei zu, entdeckte Holz für sich. Köpfe, unbehaart, alle mit demselben stillen Blick, stellt sie auf einzelne Stelen. Früher wurden Abbildungen der Häupter von Aristoteles, Napoleon, Schinkel und anderen Helden so präsentiert. Doch wer erhöht die Unscheinbaren des Alltags, die Antihelden? Karin Christiansen präsentiert sie in einer Reihe…

Auch in ihren Plastiken vergegenständlicht sie immer wieder Kinderwelten. Auf dem Kunsthof „Barna von Sartory“ in Grimme zeigt sie ab Sonntag, dem 20. August, zum Beispiel ein Kinderkarussell der anderen Art. Ihre Personalausstellung in dem kleinen Dorf bei Brüssow gewährt einige Wochen einen Blick in ihr Schaffen. Der Raum ist begrenzt, so will sie auch den Hof nutzen. In der Vergangenheit hat die sympathische Frau, deren schmale Figur nicht auf eine Bildhauerin schließen lässt, unter anderem in Schottland und der Schweiz ausgestellt. Die erste Präsentation in der Uckermark zeigte sie bereits kurz nach ihrer Ankunft in Wollschow, wohin sie 1998 begann, das Berliner Bildhaueratelier zu verlagern. Im Schloss Wartin stellte sie sich 2000 vor. Im Januar 2007 sind „Kinderwelten“ von ihr im Templiner Multikulturellen Centrum zu sehen.

Den Umzug hat sie nicht bereut, schwärmt von der Natur. Der Kontakt nach Berlin bleibt ihr wichtig, Doch diese Ruhe, die Abgeschiedenheit könne keine Großstadt bieten. „Hier kann ich Ideen umsetzen, die ich in der Stadt entwickle.“

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.