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08.09.2006

Gewalttat in Brüssow bringt junge Frau vor Gericht

Nur noch ein Häufchen Elend

Neuruppin (DS). Wie ein Häuflein Elend sitzt Marie H. auf der Anklagebank. Immer wieder wischt sich die 20-Jährige die Tränen ab. Seit gestern muss sich die knabenhafte junge Frau aus Prenzlau wegen versuchten Totschlags durch Unterlassen vor dem Landgericht Neuruppin verantworten.

Laut Anklage suchte Marie H. in der Nacht des 13. Februar 2005 gemeinsam mit dem bereits im Oktober zu sieben Jahren und neun Monaten verurteilten André B. das Opfer Ralf G. in dessen Brüssower Wohnung auf. Sie wusste, dass André B. den später getöteten G. „zur Rede stellen wollte“. Auf ihre Aufforderung hin trat André B. die Wohnungstür ein. Kurz danach soll Marie H. die Wohnung verlassen haben. Der 21-jährige André B. schlug mit einem Gummiknüppel auf den aus dem Schlaf geschreckten Wohnungsinhaber ein. Der fiel zu Boden. André B. setzte sich auf den Oberkörper des 50 Kilogramm schweren Opfers, brach diesem mit der Faust die Nase und würgte den Mann, bis er tot war.

Anschließend traf André B. seine Begleiterin in unmittelbarer Nähe des Tatortes. In ihrer Wohnung soll die allein erziehende Mutter auf die Frage ihrer Partygäste, wo sie gewesen seien nur geantwortet haben: „Hoffentlich ist G. heute noch tot.“ So jedenfalls hat es sich aus Sicht der Staatsanwaltschaft damals abgespielt. Marie H. sagte zu dem Vorwurf gestern nichts.

Nur so viel, dass ihr Leben damals chaotisch verlaufen sei: Viele Partys und viel Alkohol. André B. wurde aus der Haftanstalt Wriezen vorgeführt. Viel Erhellendes konnte der 21-Jährige als Zeuge nicht beitragen. Jedes Wort musste die Vorsitzende Richterin Ria Becher ihm aus der Nase ziehen. Das einzige, was nach seiner Aussage vor Gericht feststeht ist, dass Marie H. ihn begleitet hat. Ob und was nach der Tat gesprochen wurde, wusste er nicht mehr. „Uns ist klar, dass Sie Marie nur ungern belasten“, hielt ihm Richterin Becher vor. Bei seiner polizeilichen Vernehmung im April dieses Jahres war sein Erinnerungsvermögen noch besser.

„Endlich haben wir es ihm gezeigt. Hoffentlich ist er heute noch tot“, soll Marie H. demnach gesagt haben. Das sei möglich, räumte André B. nur widerwillig ein. Marie H. hat seit dieser Tat ihr Leben geändert. Ihr Umfeld habe ihr die Augen geöffnet, dass es so nicht weiter gehen könne, so die junge Mutter. Sie trinke nicht mehr und kümmere sich um ihren Sohn. Morgen werden weitere Zeugen gehört und das Urteil erwartet.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.