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28.09.2006

Brüssower werden Bürgerberater

Landarbeiter wollen Dörfer in Uckermark mitgestalten

Von Monika Strehlow

BÜRGERBERATER Mit „Aussicht Uckermark“ will ein Teilprojekt des Bundesprogramms „50plus“ Optimismus verbreiten. Leben in der ländlichen Region wird mitgestaltet.

Uckermark. Hohe Motivation und viel Disziplin wird den 15 Frauen und Männern bescheinigt, die sich seit März in den Ämtern Brüssow und Gramzow sowie in der Gemeinde Uckerland engagieren. Warum mit Beginn des Projektes Bürgerberatung „Aussicht Uckermark“ das englische Wort „Landworker“ aufkam, ist nicht nachvollziehbar. Zwar mag das deutsche „Landarbeiter“ für manchen negativ behaftet sein. Doch die Uckermärker, alle über 50 Jahre und seit langem ohne festen Job, leisten Anerkennenswertes – auf dem Lande.

Unter dem Motto „Wir sind für Sie da“ wollen sie Lebensqualität verbessern helfen, richten sie ihr Wirken aus auf die Beratung über alternative Wohnformen, Vermittlung haushaltsnaher Dienstleistungen sowie die Belebung des dörflichen Gemeinwesens. Der Vereinsamung im Alter entgegenzutreten und Beschäftigungsfelder zu entwickeln sind anspruchsvolle Ziele angesichts der demografischen Entwicklung in der Region. Doch als eines von 13 uckermärkischen Teilprojekten im Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte in der Region“ stärken kompetente Partner den Teilnehmern die Rücken. Gemeinsam mit dem Grundsicherungsamt für Arbeitsuchende und der Akademie 2. Lebenshälfte brachten der Bildungsverein Buckow e.V. und die Agro Öko Consult GmbH das Projekt auf den Weg. Die Kooperation ermöglicht es, die Projektzeit zu verlängern. So wurden die Frauen und Männer vom Buckow e.V. auf ein Jahr befristet eingestellt, nachdem die erste Förderung über 1-Euro-Jobs endete.

„So erhöht sich die Effektivität der Arbeit, ohne die eine längerfristige Wirkung unseres Anliegens kaum denkbar ist“, erklärt Projektleiterin Marion Ben Rabah vom Buckow e.V. Gemeinsam mit Ulrike Trellert von der Agrar Öko Consult hält sie die Fäden unter den drei Gruppen zusammen, sorgt für deren Qualifizierung. Besonders wichtig sind den beiden Frauen der Kontakt der Gruppen untereinander und die Teamgespräche. „Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch das brandenburgische Demos-Institut für Gemeinwesenberatung, das die Teilnehmer als Bürgerberater schulte“, erläutert Ulrike Trellert. Nach einer Studie besagten Institutes würden sich schon jetzt in der Norduckermark Prozesse des demographischen Wandels vollziehen, die in anderen Gebieten der Bundesrepublik erst in Jahren absehbar seien. Deshalb habe dieses Projekt Modellcharakter für die gesamte Republik. „Um den Herausforderungen zu begegnen und die negativen Wirkungen zu neutralisieren, gibt es bisher keine wirksamen Konzepte.

Deshalb handelt es sich nicht nur um ein Modellvorhaben, sondern erfordert auch ein hohes Maß an experimenteller Stärke, die von allen Beteiligten ein Umdenken verlangt“, so Kristina Nauditt und Gerd Wermerskirch vom Demos-Institut. Nach den ersten Monaten des sich Findens, der Qualifizierung, der Kontaktaufnahme mit Ämtern, Vereinen und Behörden haben sich die Bürgerberater mit Unterstützung der Kommunen auch räumlich eingerichtet: im Amt Brüssow im Haus der Begegnung, im Amt Gramzow im alten Gramzower Schulpavillon im Poetensteig und in der Grünower Lindenstraße 1 sowie in der Gemeinde Uckerland im Trebenower Gemeindehaus. Sie haben begonnen, Gemeindeleben mitzuorganisieren. Dörfliche Aktivitäten hängen oft von vorhandenen Vereinen, manchmal auch nur von wenigen Aktiven ab, weiß Helmut Glöde vom Brüssower Team. Vera Senftleben und Brunhilde Engel vom Uckerland-Team haben sich bereits ins Vereinsleben eingetaktet, standen zum Beispiel den Senioren beim Jagower Dorffest zur Seite. „Wir wollen mit den Vereinen nicht konkurrieren, sondern sie unterstützen und helfen“, betonen Dietlinde Bieche und Lothar Zemmin. Noch stehen die Bürgerberater am Anfang ihrer Praxis. Wie wirkungsvoll sie das dörfliche Leben wirklich beeinflussen können, das muss die Zukunft zeigen.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.