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31.12.2007

Mexikaner in Wallmow

Enrique und Hernan verraten Silvesterbräuche ihrer Heimat

Von Monika Strehlow

Wallmow. Während in einigen uckermärkischen Dörfern der Pelzbock umgeht, haben die Mexikaner zum Jahreswechsel eine schwierige Aufgabe zu lösen, so sie auf ein erfolgreiches neues Jahr hoffen. Innerhalb von zwölf Sekunden müssen sie Stück für Stück zwölf Weintrauben verspeisen. Was sie sich während dieser Zeit wünschen, das soll in Erfüllung gehen.

So zumindest berichtet Enrique Perez. Der 16-jährige Mexikaner verlebt seit Ende August bei Familie Lindhorst in Wallmow ein Schüleraustauschjahr. Mit seinem Freund Hernan Ruiz kam er aus der Heimatstadt Linares im Bundestaat Nuevo Leòn nach Europa, vermittelt durch die internationale Schüleraustauschorganisation Youth for Understanding. Mit elf, zwölf Jahren lernte er die ersten deutschen Vokabeln, war schon einmal in Deutschland, von dem er begeistert ist. „Ich will Arzt werden“, sagt er. Zum Praktikum während des Studiums möchte er wieder nach Deutschland. Die Jungs von der anderen Seite des Planeten sind längst in ihre Gastfamilien integriert, gehen zur Schule, haben Freunde gefunden, führen ein normales Schülerleben – Hernan in Nordrheinwestfalen, Enrique in der Uckermark.

In den Ferien wollen sie aber nicht aufeinander verzichten, so dass Birgit Lindhorst kurzerhand auch Hernan willkommen hieß.

Silversterbräuche? „Haben wir zu Silvester Bräuche?“, ruft die Chefin des „Dorfkruges“ ins Gastzimmer. Kaum einer fällt ihr ein. Dann erzählt sie von Pfannkuchen, die sie heute aus Hefeteig und Pflaumenmus in Schmalz ausbäckt. Eine den Mexikanern noch unbekannte Leckerei, so wie bisher auch die Bockwurst…

Noch haben die Wirtin und ihr Mann Ingo alle Hände für die Silversterparty zu tun. Doch ein Moment Zeit bleibt immer für ihren „Zuwachs“. Enrique geht nach Löcknitz ins deutsch-polnische Gymnasium, erzählt sie. „Ins Prenzlauer Gymnasium führte kein Weg. Der Direktor hatte so viele Einwände, da haben wir den Jungen in Löcknitz angemeldet, wo er bereitwillig aufgenommen wurde.“ Nach Möglichkeit stehen auch Ausflüge auf dem Programm: nach Berlin oder Neubrandenburg, in den Snowfun-Park Wittenburg oder auf die Crossbahn des MC Parmen, wo Sohn Max Motocross fährt.

Der ist mittlerweile 18 Jahre. So hatte die 39-Jährige auf eine Information im Uckermark Kurier reagiert. Sie wollte ausprobieren, wie es mit einem Fremden unterm selben Dach ist. Fremd sind sie sich schon lange nicht mehr. Enrique wird in den Alltag einbezogen. Derzeit entwickelt er sich zum Ehrenmitglied des Karnevalklub FCKW, er hat schon eine tanzende Rolle im Programm übernommen.

Übrigens kennen Enrique und Hernan noch einen mexikanischen Silvesterbrauch: Wer in der letzten Nacht des Jahres gelbe, rote oder grüne Unterhosen trägt, der hat Glück – je nach Farbe – mit dem Geld, in der Liebe oder mit der Gesundheit.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.