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26.01.2008

Neues aus dem Wolfsmoor

Wollschower sieht Gefahr in herabfallenden Eisbrocken

Von Monika Strehlow

Lesersorge Das Phänomen gefrierender Nässe an Windkraftanlagen ist bekannt. Im neu entstehenden Windfeld Wolfsmoor erlebt es Bernhard Nürnberger hautnah.

Uckermark. Windkraftanlagen in der Uckermark sind immer wieder ein umstrittenes Thema in der Öffentlichkeit. Oft schlagen in Planungsphasen oder, wenn Beschlüsse nach den Planungen anstehen, die Emotionen besonders hoch. Auch wenn sich die Rotoren der Anlagen bereits drehen, sorgen sie für Schlagzeilen. Erinnert sei an den Seeadler, der im August 2006 mit abgetrenntem Flügel in einem Windfeld gefunden wurde. Oder an die Diskussionen, nachdem die ersten Anlagen der Kleptower Reihe bei Prenzlau an der Bundesautobahn 20 aufgestellt wurden und bei winterlicher Witterung plötzlich Eisstücke von den Rotoren fielen.

Über ein ähnliches Erlebnis bei nebligem „Raureifwetter“ berichtet Bernhard Nürnberger vom im Entstehen befindlichen Windpark „Wolfsmoor“ in der Gemarkung Brüssow. „Wir waren zu zweit unterwegs. Standen eine Weile direkt unter dem Windrad, ehe wir weitergingen, weil wir sahen, dass da bereits einige Eisbrocken runtergefallen waren.“ Dann sei leichter Wind aufgekommen, die Rotoren drehten sich „und etliche Brocken kamen runter im Radius der Rotoren, senkrechter Fall würde ich sagen“. Für den Wollschower ist das eine Gefahr, der auch andere wie Landarbeiter, Jäger oder Spaziergänger ausgesetzt seien.

Im Landesumweltamt sei bisher kein Fall bekannt geworden, bei dem jemand durch Eisabwurf von Rotorblättern geschädigt wurde. Das versichert Bodo Schwiegk, Abteilungsleiter der Behörde. „Das Thema ist uns schon bekannt, seit um 2000 der Boom an Bauprojekten begann.“ Damals war Schwiegk als Leiter der Genehmigungsverfahrensstelle im Landesumweltamt direkt mit den immissionsschutzrechtlichen Bescheiden an die Investoren beschäftigt. „In den Auflagen heißt es, dass Windkraftanlagen immer so herzurichten sind, dass Eisabwurf nicht stattfinden kann“, erläutert er.

In der Regel werden heute Sensoren eingebaut, die bei Abweichungen von Temperatur- und Unwuchtvorgaben die Anlagen zum Abschalten bringen. Beim Landesumweltamt werden die Genehmigungen gebündelt, damit die Voraussetzungen für ein gefahrloses Betreiben geschaffen werden, so Bodo Schwiegk. „Die Verantwortung eines gefahrlosen Betreibens der Anlagen bleibe bei den Betreibern. „Die Hersteller sind mit der Installation von Sensoren ihrer Verantwortung nachgekommen.“ Für die Kontrolle sei diese Landesbehörde nicht zuständig, eher die Bauexperten im Infrastrukturministerium.

Doch auch das Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung in Potsdam sieht sich nicht in der Pflicht. „Wir genehmigen die Anlagen nicht, und wir kontrollieren sie demzufolge auch nicht“, so die kurze Auskunft von Pressesprecher Lothar Wiegand. Als Fachbehörde sei man nur gegenüber der unteren Bauaufsicht im Landkreis zuständig. Auch dort sieht sich die Behörde nicht in der Verantwortung. „Sollte jemand einen Schaden erleiden, muss er sich an den Betreiber wenden“, so Pressesprecherin Ramona Neumann.

Das Problem des Überfrierens an Rotorblätter ist sehr wohl beim Betreiber des Windfeldes „Wolfsmoor“, der Enertrag AG, bekannt. „Doch kenne ich keinen Fall, in dem jemand dadurch zu Schaden gekommen ist“, sagt Dr. Konrad Iffart, Geschäftsführer des Energiedienstes in Dauerthal. Besonders an den Anlagen, die Enertrag in Frankreich installierte, gebe es das Phänomen dicker Eisplatten, in hiesigen Längengraden aber nur selten. „Maximal an fünf Tagen überfrieren die Rotorblätter aufgrund von Blitzeis, wie wir es vor Kurzem hatten“, sagt Iffart. Dem würden nicht nur Sensoren – wie sie an der A 20, im Prenzlauer Gewerbegebiet und anderen Windfeldern installiert wurden – sondern auch spezielle Heizungen vorbeugen. Signalisieren die Sensoren Abweichungen vom Toleranzbereich, werden die Anlagen bis zur Überprüfung angehalten.

„Auf diese Weise ist sichergestellt, dass bei stärkerer Vereisung keine Eisteile von den Rotorblättern weggeschleudert werden können“, versichert auch Prokurist Werner Diwald. „Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit des Eisabwurfs und damit verbundener Gefahren von Windkraftanlagen nicht höher als das von Freileitungen, Hochspannungsmasten oder Dächern.“ Trotzdem werde mittels Warnschildern auf die Möglichkeit eines Eisabwurfes hingewiesen. Wenn das Windfeld „Wolfsmoor“ fertig errichtet ist, so Diwald, würden sicher auch hier Warnschilder errichtet.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.