13.03.2007 Polen in BrüssowZuwanderer siedeln in der GrenzregionVon Matthias Bruck Grenzregion. In das Dörfchen Mescherin zieht mit polnischen Zuwanderern neues Leben ein. Auch zur Gaststätte des Ortes öffnen sich bald wieder die Türen. Mescherin. Noch führen die Bauarbeiter das Regiment im ehemaligen Mescheriner Strandcafé. Doch Inhaber Peter Chylinski ist überzeugt: „Anfang April eröffnen wir.“ Das sagt er in fließendem Deutsch mit leicht polnischem Akzent. Die neue Mescheriner Gaststätte wird sowohl deutsche als auch polnische Küche anbieten. „Und ich hoffe, dass der deutsche Gast hier auch den polnischen Gast treffen wird“, sagt Chylinski. Chylinski setzt auf seine Kontakte nach Stettin. „Ich kenne da sehr viele Leute und die werden mich auch besuchen kommen“, sagt er. Bevorzugt mit dem Boot – Mescherin hat immerhin ein Bollwerk, an dem Schiffe anlegen können. In der polnischen Hafenstadt ist Chylinski in der Immobilienbranche tätig. In Mescherin wird er künftig zumindest an den Wochenenden selbst hinter dem Tresen stehen. Der Mescheriner Ortsbürgermeister Karl Menanteau ist froh über das Engagement des Polen, der das Strandcafé im vorigen Jahr erworben hat. Willkommen sind ihm auch die anderen Ankömmlinge aus dem Nachbarland, die in Mescherin und Umgebung nach preiswertem Bauland gucken. Junge Familien mit Kindern sind es zumeist, die sich auf der deutschen Seite der Oder niederlassen. Allein in Mescherin und dem Ortsteil Staffelde sind es in den letzten Jahren 30 Polen gewesen. Nicht alle suchen in Deutschland auch ihren Arbeitsschwerpunkt, viele pendeln nach Stettin. „Aber die Kinder gehen in unsere Kitas, die Tochter eines Bäckermeisters geht mittlerweile sogar in die Grundschule. Mit diesen Zuzügen“, resümiert Menanteau, „kommt wieder Leben in unsere Orte.“ Das gilt nicht nur für die Region um Gartz, auch der Amtsdirektor des Amtes Brüssow, Detlef Neumann, beobachtet schon seit Langem ein immer größer werdendes Interesse von Polen an Immobilien rund um die Stadt Brüssow. „Mittlerweile gibt es 51 polnische Bürger in der Region, von denen die meisten nicht nur hier wohnen, sondern auch arbeiten und sich im dörflichen Leben engagieren wollen“, sagt Detlef Neumann. Im uckermärkischen Bagemühl hat ein Pole bereits eine Gaststätte eröffnet, sogar eine polnische Immobilienmaklerin hat sich in der Region Brüssow niedergelassen, zählt der Amtsdirektor auf. „Es ist ganz normal, dass sich die Bevölkerung in den Grenzregionen mischt. Das ist an der holländischen Grenze so, an der französischen Grenze. Und das wird auch hier so sein. Für unsere Dörfer, ja überhaupt für das Leben in der Uckermark kann das nur von Vorteil sein. Wir werden wieder zum Speckgürtel einer großen Metropole. Nur dass die nicht Berlin, sondern Stettin heißt“, sagt Karl Menanteau. Seiner Ansicht nach sind es vor allem die Grundstückspreise in der Metropolenregion Stettin, die viele Polen nach Deutschland ziehen lassen. Peter Chylinski hat sich im vorigen Jahr spontan entschieden, die Mescheriner Kneipe zu kaufen. Er legte mit seinem großen Boot am 1. Mai in Mescherin an und stieß auf die große Maifeier der Linkspartei, die traditionell in Mescherin stattfindet. „Hunderte von Menschen, jede Menge Trubel, ein Dorf mit schönen Häusern und Höfen, idyllisch in die Hügelhänge über der Oder eingebettet. Und dann die Kneipe. Das hat mir gefallen, da habe ich spontan gesagt: Die Kneipe kaufe ich. Und sie war zu haben“, erinnert er sich. Mit seinem großen Boot, geschmückt mit amerikanischen Flaggen, hatte er schon bei seiner ersten Ankunft im Ort große Aufmerksamkeit erregt. „Die Leute haben gesagt: Guck mal, jetzt kommen die Amis nach Mescherin“, lacht Chylinski. „Es war aber ein Pole.“ Quelle: Uckermark Kurier Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier. |