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14.03.2008

Kriegswirren

Standesamtbücher vor der Vernichtung gerettet

Brüssow (GR). Brüssow bereitet sich auf den 750. Gründungstag im kommenden Jahr vor. In diesem Zusammenhang stieß Stadtchronist Günter Rußack auf eine bemerkenswerte Begebenheit, an die er erinnern will.

„Elfriede Engel wurde 1927 in Brüssow geboren. Sie war die Tochter des in Brüssow bekannten Eisenbahnarbeiters Max Engel, der ein kleines Haus am Grimmer Weg, auch Schmoltenhof genannt, besaß. Nach acht Jahren Schule lernte sie ab 1943 in der Brüssower Stadtverwaltung Verwaltungsangestellte. 1945 trat Bürgermeister Erich Burow, der am Markt ein Papier- und Fotogeschäft betrieb, die Flucht in Richtung Westen an. Vorher verfügte er, alle Unterlagen, darunter auch die Bücher des Standesamtes, zu verbrennen. Doch Elfriede und der Gemeindesekretär Erich Heese wollten die Standesamtbücher retten und schlossen sie in den Stahlschrank in der unteren Etage des Rathauses ein, dort, wo sich heute im alten Rathaus das Standesamt befindet. Die Aufzeichnungen in den Büchern gingen bis ins Jahr 1868 zurück. die Bücher wurden doppelt geschrieben, und am Jahresende ging eine Abschrift nach Berlin zum Standesamt 1, das sicher bei den Kämpfen um Berlin auch zerstört wurde. Als auch die Engels auf die

Flucht gingen, trug Elfriede den Schlüssel des Stahlschranks an einem Sackband um den Hals. In Teterow hatte die Front sie eingeholt und sie kamen zurück. Nach der Genesung von der Diphtherie arbeitete Elfriede wieder in der Stadtverwaltung. Die Russen hatten den Stahlschrank nicht aufgebrochen, vermuteten nichts Wertvolles darin. Nun rückte sie den Schlüssel unter Bürgermeister Robert Meier heraus: Die Standesamtbücher waren gerettet, und auch ihre „Erika“-Schreibmaschine, die sie dort eingeschlossen hatte. Ohne diese Bücher könnte man heute manche Geburt oder Hochzeit nicht mehr nachweisen. Dank an Elfriede Friede, die heute in Pasewalk wohnt.“

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.