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25.08.2008

Trabant- und Ostfahrzeugtreffen

„Rennpappe“ ist sparsam und stilvoll

OSTALGIE Zum 14. Mal findet in Brüssow das Trabant- und Ostfahrzeugtreffen statt. Die Autos werden bewertet, dann geht es los zum Orientierungsfahren.

BRÜSSOW (LM). Der Trabi ist Kult. Daran besteht kein Zweifel. Und so manch einer, der nach der Wende schnurstracks zum Händler lief und die alte Rennpappe gegen einen PS-starken Flitzer tauschte, besann sich ein paar Jahre später und holte sich das gute alte Stück wieder in die Garage zurück, um daran herumzuschrauben, es aufzumotzen und die Erinnerungen aufleben zu lassen.

Die ganz Besessenen, die gewissermaßen das „Trabi“-Gefühl (alternativ auch den Faible für Wartburg, Lada, Wolga und Co.) leben, trafen sich am Wochenende zum mittlerweile 14. Trabant- und Ostfahrzeugtreffen in Brüssow. „Ehrlich: Ich hatte schon Angst, dass die Resonanz angesichts des Wetters ausbleiben könnte“, gibt Cheforganisator Daniel Pohl vom Trabantteam Uckermark zu. Doch echte Fans lassen sich Begegnungen wie diese nicht nehmen. Schließlich sind sie Insider.

Und so verrät der Berliner Mario Sodann, dass man mit den Jahren genau wisse, bei welchem der Treffen man welchen Leute begegne. Und er macht deutlich, dass die Trabi-Euphorie längst nicht auf den Osten Deutschlands beschränkt ist. Der Aufkleber an seinem Auto beweist: „Treffen gibt es sogar in Italien.“

Und da rollen nicht nur die Trabantfahrer an. Fred Hagemann fährt einen Wartburg 1.3, Baujahr 1989. „Den habe ich als Unfallwagen gekauft. Mitten in der Wendezeit. Nur ein paar Wochen vorher hätte ich dafür noch 32 000 Mark hingeblättert, doch dann waren es nur noch 3000 Mark“, erinnert er sich. Über 320 000 Kilometer sei der Wagen bereits gefahren und habe ihn zu Treffen nach Schweden, England, Holland und quer durch Deutschland gebracht.

„Man muss eine Macke haben, um das alles mitzumachen“, gibt Hagemann zu. Nicht nur, weil das Hobby Geld und Zeit beanspruche, sondern auch, weil die Treffen der Szene den privaten Terminkalender bestimmen. Urlaub? Der Boitzenburger winkt ab. „Unseren Urlaub machen wir bei

den Treffen“, sagt er. Und damit steht er nicht allein. Die meisten, die am Wochenende in Brüssow ihre Zelte aufgeschlagen haben, ihre Autos einer Bewertung unterziehen lassen, an Orientierungsfahrt und Parcours teilnehmen, bei Anlasser-Stemmen und Reifenstapeln ihre Fitness unter Beweis stellen, Wiedersehen feiern, auf der Suche nach Ersatzteilen fündig werden und vor allem ihren Spaß haben, bezeichnen sich selbst als „verrückt“ und „infiziert“. So wie Holger Schreiber aus Grünheide, dervor seinem Zelt eine ganze DDR-Camping-Ausstellung aufgebaut hat: Verschiedene Luftmatratzentypen, Hocker und Geschirr, den RFT-Rekorder Audio 145 aus dem Jahr 1988, „das Beste, was es damals gab“, Amiga-Musikkassetten, die funktionstüchtige Praktica mit eingelegtem Dia-Film und den Kanister, hergestellt in den Leuna-Werken „Walter Ulbricht“.

„Wenn man das alles aufgebaut hat, kommt man schnell ins Gespräch.“ Dass Schreiber einen Trabi fährt, versteht sich von selbst.

Wenn Daniel Pohl über den Platz geht und hier und da mit den Besuchern des Treffens ein paar Worte wechselt, wird schnell klar, warum sich der Göritzer den Stress mit der Vorbereitung solcher Treffen antut: Hier geht es um Kult, um Begeisterung, um ein gelebtes Gefühl. „Trabant ist einfach geil“, prangt der Aufkleber auf dem Fahrzeug von Raik Tillack. „Der Trabi ist mein Heiligtum. Er ist billig im Fahren, man kann alles allein daran machen, er hat Stil und ist legendär, die Leute schauen hin und die Szene ist toll.“

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.