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08.10.2008

Erna Lemsky wurde 101

Von Hüten, Hundertern und Hape Kerkeling

von Jochen Lange

Prenzlau. Sie ist keck, schlagfertig und witzig. Ganze Gesellschaften, so stellt man sich leicht vor, hat sie unterhalten – und tut es noch heute – mit 101 Jahren. Gestern feierte Erna Lemsky ihren Ehrentag.

„Das ist nichts Besonderes. Alle aus unserer Familie sind sehr alt geworden“, sagt die gebürtige Kreuzbergerin unaufgeregt. Außer Nachbarn, Freunden und Bekannten gratulierten auch der neue Bürgermeister der Stadt Brüssow, Michael Rackow, und Amtsleiter Detlef Neumann.

So alt wie sie wurde keiner aus ihrer Familie. „Ich bin der letzte Mohikaner der Sippe“, sagt das Geburtstagskind und lacht schelmisch. Auch ihren Mann Hans, der an Krebs verstarb, hat sie überlebt. Er arbeitete als Feinmechaniker. Kinder hatten die beiden nicht. Vor sieben Jahren zog sie von Berlin nach Brüssow. Eine Freundin hatte sie überredet. Seitdem lebt sie in einer kleinen Wohnung in der Stadt. Regelmäßig kommt eine Pflegerin von der Volkssolidarität vorbei und schaut nach dem Rechten.

Erna Lemskys großen Lesehunger stillen die Freunde Giesela und Siegfried Gombert, die regelmäßig neue Bücher vorbeibringen und mit der 101-Jährigen kurzweilige Stunden verbringen. In Romanen und Biografien schmökert die lebensfrohe Kreuzbergerin am liebsten. Aber auch die neuesten Bestseller von Hape Kerkeling und Dieter Bohlen kommen Lemsky unter die Lesebrille. „Der Bohlen ist doch ein guter Musiker. Damit ist er berühmt geworden. So etwas finde ich spannend“, erklärt sie.

Die gelernte Putzmacherin – heute Modistin oder Hutmacherin genannt – habe in ihrem Leben viel Schlechtes durchgemacht und viel verloren. „Aber meinen Humor habe ich mir stets bewahrt“, sagt die Jüngste von vier Geschwistern. Nachdem ihr jüdischer Chef das Geschäft unter den Nazis aufgeben musste, fand Erna Lemsky neue Arbeit bei der Reichsdruckerei in der Hauptstadt. „Ich habe den ganzen Tag Geld gezählt. Aber nie etwas eingesteckt“, versichert sie. Dabei lacht sie wieder einnehmend.

Gerne schaut sie fern, besonders Tierfilme und Volksmusiksendungen. Dabei schunkelt Erna Lemsky dann mit. „So sieht man, ob noch Temperament und Leben in den Knochen stecken.“ Sport habe sie außer Bootfahren und ganz früher Wasserballspielen nicht betrieben. Wichtiger sei, das Gedächtnis auf Trab zu halten.

Die 101-Jährige fühlt sich wohl in Brüssow. „Ich bin froh, hier zu sein. Meine Freunde und Bekannten kümmern sich sehr liebevoll um mich.“ So wird Erna Lemsky ihr Ziel, mindestens 110 Jahre alt zu werden, sicher noch erreichen.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.