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19.03.2009

Schüler in Brüssow wird gemobbt

„Kleine Gewalt wird großes Problem“

von jochen lange

prenzlau. Wo fängt Mobbing an? Wann und auf welche Weise sollten Mitschüler, Eltern und Lehrer eingreifen bei Auseinandersetzungen zwischen Schülern? Diese Fragen zum Umgang mit verbaler und körperlicher Gewalt stellten sich Lehrer und Eltern auf dem thematischen Elternabend, organisiert vom Förderkreis der „Pestalozzi“-Grundschule. Das Thema lautete „Mobbing in der Schule – Auch bei uns?“

Als Gast war der Schulpsychologe Dr. Gernot Schwill vom Schulamt Eberswalde eingeladen worden.

Eine Mutter und Lehrerin berichtete während der Diskussion von einem Grundschüler in Brüssow, der von seinen Mitschülern „drangsaliert“ werde. „Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, ob ich mich einmischen soll?“, fragte sie in die Runde. Ein anderer Lehrer hat die Erfahrung gemacht, dass Schüler, die sich bei Auseinandersetzungen mit Mitschülern früh an ihn und seine Kollegen wendeten, als „Petzen“ und „Weicheier“ unter Freunden gelten würden.

Dr. Gernot Schwill riet den Anwesenden, sich auf jeden Fall so früh wie möglich einzumischen, sowohl mit dem Opfer als auch mit dem Aggressiven zu reden. Und ganz wichtig sei, die Eltern mit einzubeziehen. „Denn ohne die geht nichts“, mahnte Schwill. Bei Auseinandersetzungen handele es sich nach Angaben von Schwill dann um Mobbing, wenn es eine feste Opfer-Täter-Konstellation über einen längeren Zeitraum mit einer bestimmten Systematik gibt.

Wie wichtig ein offener und verständnisvoller Umgang von Vater und Mutter mit ihren Kindern ist, verdeutlichte der von Brandenburger Schülern selbst gedrehte und gespielte Film „Die Horrorschule“. Dort wird der Jugendliche Daniel von Mitschülern derart schikaniert, geschlagen und ausgeraubt, dass er schließlich allein gelassen von Lehrern, Mitschülern und Eltern voller Hoffnungs- und Ausweglosigkeit aus dem Fenster in den Tod springt. Die Lehrerin ignorierte Daniels Situation, die Mitschüler machten mit oder duldeten das Mobbing und sein Vater riet ihm, nicht so ein „Weichei“ zu sein, und sich durchzusetzen.

Ein überzeichnetes Beispiel. Das empfanden auch die Zuschauer. Der Film legte den Finger aber in die Wunde. „Jeder, der etwas tun kann, bekommt sein Fett“, beschrieb eine Mutter drastisch.

Und etwas tun müssten auch die Lehrer. Eine anwesende Lehrerin erzählte von anonymen Zetteln, die sie von Schülern bei Problemen zugesteckt bekomme. „Wir müssen unseren Schülern das Gefühl geben, dass sie immer zu uns kommen können, dass wir dicht halten und sie uns vertrauen können“, mahnte ein anderer Lehrer.

Um Kindern eine gewaltfreie Konfliklösung beizubringen, seien positive Vorbilder wichtig, Aufmerksamkeit ihnen gegenüber und soziale Anerkennung durch ihr Umfeld, erklärte Schwill und fasste zusammen: „Ein großes Problem beginnt mit kleiner Gewalt.“

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.