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06.07.2009

Brüssower festumzug

Wechselvolle Geschichte in 83 Bildern

von oliver spitza

brüssow. Die kleine Stadt Brüssow hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und nicht immer herrschte eitel Sonnenschein. Und so war es auch zur 750-Jahrfeier am Sonnabend: Pünktlich zum Start des großen Festumzuges blitzte und donnerte es, dann setzten teils sintflutartige Regenschauer die Straßen unter Wasser.

„Aber alle haben tapfer durchgehalten, sich viel Mühe gegeben und bis zuletzt zu dieser gemeinsamen Sache gestanden“, bedankte sich Gisela Müllenhagen, die alle Fäden der Festvorbereitung in ihren Händen gehalten hatte, bei den Mitwirkenden. Und das waren über 500 Kinder und Erwachsene, die in 83 Bildern die Geschichte Brüssows darstellten.

Von der Verleihung des Magdeburger Stadtrechts 1259 durch Ritter Heinrich von Stegelitz für den strategisch günstig gelegenen Ort an der Fernhandelsstraße Magdeburg-Berlin-Stettin über die wechselvollen pommersch-brandenburgischen Grenzstreitigkeiten bis hin zu den verheerenden mittelalterlichen Ereignissen Pest und Dreißigjähriger Krieg. An Reformation, Aus- und Einwanderung, Wiedererlangung des Stadtrechts im Zuge der preußischen Reformen 1809, Krise und wirtschaftlichen Aufschwung, Biedermeier- und Kaiserzeit, Weltkriege und sowjetische Besatzung wurde erinnert. Reitergeneral und Feldmarschall August von Mackensen, der 1935 die Domäne Brüssow mit 1231 Hektar Land geschenkt bekam, gehörte ebenso zum Festumzug wie der erste sowjetische Stadtkommandant nach dem Krieg oder Pastor Ehrenstroem, der 1843 seine Altlutheraner Schäfchen nach Amerika geführt hatte.

Auch die DDR-Geschichte wurde noch einmal lebendig: Da schob „Schwester Agnes“ tapfer ihr im Regenwasser „abgesoffenes“ Moped Marke Schwalbe, da zogen Pioniere und FDJler mit Fahnen durch die Straßen, da knatterte der ABV durch den Ort, da wurden noch einmal Erinnerungen an Bodenreform, LPG-Gründung, Post und Eisenbahn, Schule, Jugendklub und Kindergarten lebendig. Stadtreporter und Chronist Günter Rußack winkte vom Rücksitz eines Cabrios den grüßenden Brüssowern zu. „Wir wollen nach Brandenburg“ stand dann auf einem großen Transparent, das an die Rückkehr Brüssows nach 40 Jahren Zugehörigkeit zum Kreis Pasewalk in die brandenburgische Gemeinschaft am 1. August 1992 erinnerte.

Alle Vereine, die Feuerwehr, viele Unternehmen des Ortes, Gäste aus dem Amtsbereich, dem benachbarten Vorpommern und aus der Parterstadt Salzkotten, vom Prenzlauer Historienspektakelverein oder vom „1. Preußischen Artillerie-Regiment“ Landin sowie Schalmeienkapellen und Musikzüge komplettierten den Zug. Dazu viele Fahrzeuge aus dem Fundus der Brüssower Alttechnikfreunde. Und das sachkundige ältere Publikum, das Trabant und Wartburg noch gut in Erinnerung hat, wusste auch, warum der Framo stotterte und dann am Marktplatz endgültig liegen blieb: „Zweitakter vertragen kein langsames Fahren.“

Und wie es so ist: Pünktlich zum Ende des fast zweistündigen Festumzuges hatten sich die schwarzen Gewitterwolken verzogen und es schien wieder die Sonne. So konnte das Fest auf dem Markplatz mit neuem Elan weitergehen.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.