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05.10.2011

Rückkehrer

Als der Sohn die Koffer packt, weint nicht nur die Mutter

Lebenswege. Viele junge Menschen haben die Region nach der Wende verlassen - so wie Cornell Knobloch. Und Männer wie Dieter Pahl kamen zurück.

Uckermark. Als Cornell Knobloch 1994 die Koffer packt und Brüssow gen Westen verlässt, bricht nicht nur seine Mutter in Tränen aus. Auch der Brüssower selbst bedauert zutiefst, dass er in seiner Heimat trotz erfolgreich bestandener Lehre als Zimmermann keine Anstellung findet.

Um der drohenden Arbeitslosigkeit aus dem Weg zu gehen, bewirbt sich der heute 36-Jährige spontan nach München.

Vor elf Jahren zieht er dann nach Hamburg um, wo er mittlerweile mit viel Erfolg als Außendienstler arbeitet und eine Familie gegründet hat. An eine Heimkehr in die Uckermark ist nicht zu denken. Sehr zum Leidwesen seiner Eltern, die nicht nur an ihrem Sohn, sondern vor allem an Enkelin Louisa hängen, zumal auch der zweite Sohn und die anderen Enkel weitweg leben. Mehr als drei-, viermal im Jahr sieht sich die Familie nicht, denn Cornell Knoblochs Job ist stressig und Ehefrau Madeleine (35) gesundheitlich gehandicapt. "Als Junggeselle habe ich mich jedes Wochenende ins Auto gesetzt.

Das ändert sich, wenn man Familie hat", sagt der Mechnaniker. Ihr Lebensmittelpunkt sei jetzt Hamburg. Über eine Rückkehr nach Brüssow denke er selten nach. "Sicher hat das Leben hier seinen Reiz. Unsere Kleine könnte in der Nähe ihrer Großeltern aufwachsen." A und O sei aber, ob man eine Anstellung habe. Herziehen und dann dem Staat auf der Tasche liegen, nein, das wäre nicht sein Ding.

Auch für Dieter Pahl aus Menkin entschied sich die Heimkehr nur, weil er wieder Arbeit fand. Der gebürtige Woddower war lange in Hamburg, hatte aber Heimweh und fahndete dementsprechend intensiv nach einer Arbeitsstelle. Bei Ymos in Prenzlau wurde er fündig. Mit Eileen Westphal aus Schmölln (21) war sogar die Frau schnell gefunden. Mittlerweile krönt Söhnchen Luca ihr Glück. Mit ihm hat sich die junge Familie an den Bau eines Häuschens gemacht. "Wir haben Wurzeln geschlagen", freut sich der Familienvater. Er hoffe deshalb, dass sich an der Arbeitsmarktlage nichts ändert und sein Job sicher bleibt.

Gleiches gilt für seine Lebensgefährtin, die acht Monate nach der Geburt schon wieder in der Klinik angefangen hat. Sie ist als Krankenschwester im Dreischichtsystem beschäftigt. "Und das geht nur, weil wir die Familie in der Nähe und, ganz wichtig, eine gute Kitaversorgung im Ort haben." Das habe der Osten dem Westen eben vorweg.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.