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15.02.2012

Geschichte

Altbischof bis heute in Brüssow unvergessen

von Monika Strehlow

Viele Brüssower haben Albrecht Schönherr noch kennengelernt. Am 3. März eröffnet in ihrer Stadt eine Ausstellung über das Leben und Schaffen des ehemaligen Bischofs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg.

Brüssow - Eigentlich verbrachte Albrecht Schönherr (1911 - 2009) nur kurze Zeit in Brüssow in seinen 97 Lebensjahren. Dennoch gilt ihm eine große Präsentation, die vom 3. bis 16. März in die Stadt kommt.

Bis heute ist der spätere Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg hier unvergessen. Ende 1937 hatte der letzte Schüler von Dietrich Bonhoeffer, der ihm den Weg in die Bekennende Kirche wies, in Brüssow seine erste Pfarrstelle angetreten. Die verdankte er dem Patron der Domäne Brüssow, Generalfeldmarschall August von Mackensen. „Für uns ,Illegale‘ war damals ein der Bekennenden Kirche zugeneigter Patron die einzige Möglichkeit, in ein geregeltes Pfarramt zu kommen“, schrieb Schönherr in seinen 1993 erschienenen Erinnerungen „…aber die Zeit war nicht verloren“. 1940 zur Wehrmacht eingezogen, kam er nach Frankreich. Ende desselben Jahres entließ man ihn, bevor er nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Herbst 1941 erneut einberufen wurde. Im Frühjahr 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen, traf der Pfarrer im Mai 1946 wieder in Brüssow ein. Das Pfarrhaus aber war abgebrannt. Von dem Feuer hatte die Mutter von Margit Glowe erzählt. „Mit anderen hatte sie versucht, die Kirchenbücher zu retten. So verbrannte nur das aktuelle, das von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945, alle anderen blieben erhalten“, erzählt sie Als Mitglied im Museumsbeirat der Stadt steht sie dem ehrenamtlich wirkenden Museumsleiter Günter Trester sowie Pastor Matthias Gienke bei der Vorbereitung der Präsentation über Albrecht Schönherr zur Seite.

Für die beiden Männer, so unterschiedlicher Weltanschauung sie sind, ist diese Wanderausstellung „Horizont und Mitte – Pfarrer und Bischof in zwei Diktaturen“ etwas ganz Besonderes. Gienke, selbst aus einer traditionellen Pfarrfamilie kommend, zum Beispiel sagt: „Mich verbindet mit Albrecht Schönherr, dass er 1939 damit begann, die Kirche zu restaurieren“ und berichtet vom aus dem Prenzlauer Museum zurückgekehrten barocken Kanzelaltar. Zur Einweihung im Februar 1943, Schönherr hatte Sonderurlaub erhalten, erklang die neue Orgel der Schuke-Firma. So wie die Kirche heute sei, wäre sie Albrecht Schönherr zu verdanken, sagt Gienke. Anerkennung und Respekt schwingen auch in den Worten Tresters, wenn er erklärt: „Nicht jeder Pastor, der aus Brüssow kommt, wird Bischof.“

Der Frage, wer Albrecht Schönherr war, geht die Präsentation nach. Als Wanderausstellung zum 100. Geburtstag des Theologen am 11. September 2011 konzipiert, wurde sie vom Berliner Institut für vergleichende Staat-Kirche-Forschungen in Kooperation mit dem Evangelischen Zentralarchiv Berlin und der Familie Schönherr erarbeitet. Federführung hatte Dr.Joachim Heise, Kurator und Institutsleiter. Er wird am 3. März in der Brüssower Kirche die Gäste begrüßen und in die Ausstellung einführen. Prof. Jürgen Henkys aus Berlin und Altbischof Dr. Horst Gienke aus Demmin einnern an Albrecht Schönherr und dessen Frau Hilde, bevor um 15 Uhr in der Feuerwehr nebenan die Exposition eröffnet wird. „Den Raum haben uns die Stadt und das Amt Brüssow sowie die Ortsfeuerwehr zur Verfügung gestellt“, bedankt sich Günter Trester.

So wird Albrecht Schönherr erneut nach Brüssow kommen, werden die Erinnerungen an ihn geweckt. Zuletzt hatte er im Juni 1997 die Stadt besucht, hielt die Festpredigt anlässlich des zweiten Turmfestes. Im Gespräch mit Pfarrer Martin Tuve antwortete er vor 15 Jahren auf die Frage, welches seine schönsten Jahre waren, dass das eine Gewissensfrage wäre. Doch zählte er die Brüssower Jahre mit zu den schönsten, weil sie durch Krieg und Nachkriegszeit zugleich auch die schwersten waren.

Übrigens gibt es zum Internationalen Museumstag am 20. Mai erneut Gelegenheit, sich des bedeutenden Kirchenmannes zu erinnern. Dann lädt das Heimatmuseum Brüssow zu einem Gespräch mit Joachim Heise über Altbischof Schönherr ein.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.