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28.06.2012

Archäologie

Baufahrzeuge und Archäologin bestimmen derzeit das Geschehen

von Monika Strehlow

Die Adler-Apotheke Brüssow ist endgültig Geschichte. Auf dem Grund des alten Hauses dehnt sich eine Baugrube, wo Katja Winkler in der Vergangenheit liest.

Brüssow (ms) Baufahrzeuge beherrschen seit wenigen Tagen das Geschehen in der Brüssower Karl-Marx-Straße. Dort wo einst die Adler-Apotheke die Stadt und das Umland mit Salben und Pillen versorgte, dehnt sich heute eine Baugrube aus. An dem historienträchtigen Ort soll ein Neubau errichtet werden.

Zu stark war das Haus, in dem Mitte 1997 die Adler-Apotheke ihre Türen schloss, vom Zahn der Zeit gezeichnet. Und deren Aufgabe hatte 1995 die Apotheke am Markt von Silke Becker übernommen. In den „Beiträgen zur Geschichte der Stadt Brüssow“ von 2009 gehen Silke und Stefan Becker der Historie der Apotheke auf den Grund. Die Gründung der Adler-Apotheke geht demnach „auf das Jahr 1782 oder sogar auf 1757 zurück. Damals soll ein Privileg für Apotheker Pieper ausgestellt worden sein, das aber verloren ging…“. Die Apothekenbesitzer oder -verwalter wechselten häufig.

Wer, wie lange und zu welchen Konditionen dort wirkte, darüber berichten Beckers ausführlich in der Chronik. Was jedoch Jahrhunderte zuvor auf dem Grundstück geschah, das versucht Archäologin Katja Winkler vom Archäologiebüro ABD Dressler aus den Bodenschichten herauszulesen. Zumindest in Ansätzen. Denn sie muss neben dem Bagger zügig arbeiten. Das, was sie unter der nur knapp 40 Zentimeter flachen Kulturschicht auf 26Metern Länge in der Karl-Marx-Straße vorfindet, wird möglichst schnell gezeichnet, fotografiert und beschrieben. Die zahlreichen Scherben, die Tierknochen und andere Funde werden gesichert und zur Auswertung an den Arbeitsplatz in Berlin-Glie-

nicke mitgenommen. „Dort werden die Scherben gewaschen und genauer untersucht, um sie bestimmen zu können.“

Über 100 Scherben fand die Archäologin bereits. Zum einen handelt es sich um sogenannte harte Grauware, wie sie im 13. bis 15. Jahrhundert üblich war. „Da Brüssow um 1470 in kriegerischen Auseinandersetzungen völlig verwüstet wurde, würde ich sie vorerst ins 15. Jahrhundert datieren, zumal sich auch Brandspuren finden“, schätzt Katja Winkler.

Die zweite Siedlungsschicht zeigt sie mit einer kleinen Harke in der mit dunklen Streifen durchzogenen Wand. „Das hier stammt vermutlich aus der frühen Neuzeit. Darauf deuten die Scherben und Tierknochen hin.“ Zudem stieß sie noch tiefer auf Siedlungszeugnisse, die bis in die Bronzezeit zurückreichen. „Das ist wirklich noch sehr unsicher und müssen wir durch nähere Untersuchungen konkreter datieren.“ Das würde zumindest frühere Grabungen in Brüssow bestätigen, die bronzezeitliche Siedlungen nachwiesen. Das mache diese Arbeit so spannend, schwärmt die sympathische Wissenschaftlerin. „Wir fügen dem historischen Puzzle von Brüssow ein weiteres kleines Stückchen hinzu, das irgendwann vielleicht vollständig sein wird.“

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.