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03.07.2012

Leute

„Stadtreporter Fritz“ vor 60 Jahren geboren

von Monika Strehlow

Stadtreporter Günter Rußack ist für den Uckermark Kurier fester Partner. Jede Woche stellt er den Lesern Neues aus Brüssow vor.

Brüssow (ms) Mit 83 Jahren dürfte Günter Rußack nicht nur der älteste, sondern auch der dienstälteste ehrenamtliche Korrespondent sein, der für seine Heimatzeitung täglich das Ohr an der Masse hat.

Und wird von der kurzen Zeit abgesehen, die der seit 1946 in Brüssow lebende Lehrer im Ruhestand für die Märkische Volksstimme in Potsdam schrieb, dann darf er Mitte August den 60. Jahrestag als Volkskorrespondent feiern. Gut erinnert er sich noch an den Tag, als ihm der gerade als Pasewalker Kreisredakteur eingesetzte ehemalige Sekretär des Rates der Stadt Brüssow, Ehrhard Behrenbruch, bat, auch für die neue Kreisseite Pasewalk der „Freien Erde“ zu berichten. Diese kam nach der Bildung der DDR-Bezirke erstmals am 15. August 1952 heraus.. „Ehrhard und sein Bruder Erwin wohnten direkt neben uns. Ihre Eltern waren als Flüchtlinge aus Podejuch bei Stettin nach Brüssow gekommen. Natürlich sahen wir uns da regelmäßig.“

So wurde die Idee vom „Stadtreporter Fritz“ geboren. „Fritz Schwenn war ein Brüssower Unikum. Der erzählte unheimlich gern und wusste alles in der Stadt“, erinnert sich Günter Rußack lächelnd. Später wurde die Rubrik umbenannt in „Der Stadtreporter berichtet“. Als Berliner Kind hörte Günter zu gern auch den Berliner Rundfunk. „Sonntags lief dort um 10 Uhr immer ,Der Stadtreporter berichtet‘, das habe ich übernommen.“

Für den Berliner, der Technischer Zeichner gelernt hatte, gehörten Zeitungen immer zum Alltag. Eine Verwundung zwang ihn nach dem Krieg, umzusatteln – er wurde Neulehrer, immer begierig auf Neuigkeiten aus seiner Heimat und der Welt. Das war in Brüssow schwieriger. „Anfangs wurden amtliche Nachrichten ausgeklingelt.“ Das heißt, es lief jemand mit einer Klingel durch die Straßen und las Bekanntmachungen vor. „Später gab es den Stadtfunk aus dem Rathaus. Neuigkeiten wurden mit Musik garniert über Lautsprecher verkündet“, erinnert sich Günter Rußack. Später gehörte die Zeitung in fast jedes Haus. „Vor allem die Älteren hatten alle ihr Exemplar. Denn Fernsehen gab es erst viel später, außerdem war da nichts über das, was vor der Haustür passierte, zu sehen.“

Margit Glowe, eine Generation jünger als der Stadtreporter, erinnert sich gut daran, wie sie als Kind mit ihrer Mutter in Mappen gesammelte bunte Blätter von Haus zu Haus trug. „Der Lesering war sehr beliebt damals“, weiß sie. Heute sammelt die Mitarbeiterin im Heimatmuseum alte Zeitungen, die über Brüssow berichten. Wie freute sie sich, als ihr Margrit Leu zwei Exemplare der „Freien Erde“ von 1964 aushändigte. „Die hat sie beim Renovieren der Fenster auf dem Boden gefunden“, lacht Margit Glowe. Auf der ersten Seite berichtet eine Bildnachricht vom Start des Probebetriebes im Erdölverarbeitungswerk Schwedt, auf der Kreisseite kündigt ein roter Kasten „In Brüssow ist immer etwas los“ die Festwoche zum 15. Jahrestag der DDR an – unter anderem auch die Museumseröffnung am 22. November 1964.

Die Zeitung habe noch immer ihren Stellenwert bei den Brüssowern, glaubt Günter Rußack, der natürlich auch die Rückkehr der Stadt ins Land Brandenburg begleitete. Wann er selbst den Stift aus der Hand legen will? „Ich habe keinen Nachfolger, niemand will regelmäßig herumhorchen, fragen, aufschreiben, fotografieren.“ Seine erste Kamera, eine Beltica-Kleinbild-Klappkamera hatte er sich 1952 für die Zeitung gekauft. Später war es eine Praktica-Spiegelreflex. Sonst immer auf der Höhe der Zeit wollte Günter Rußack nur eines nicht mehr: seine Technik dem Digitalzeitalter anpassen.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.