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12.07.2012

Leute

Begrüßung mit Tränen

von Monika Strehlow

Den Umzug nach Brüssow hat die Kutzowerin Luise Schinkel noch nicht verdaut. Dennoch fühlt sie sich gut betreut, versichert sie dem überraschenden Besuch aus der Heimat im „Haus am See“.

Brüssow (ms) Was war das für eine Wiedersehensfreude! So manche Träne wischten sich die Jagower Senioren verstohlen aus den Augenwinkeln, als sie im Brüssower „Haus am See“ ihre langjährige Begleiterin Luise Schinkel in die Arme schlossen.

Beinahe hätte es der 95-Jährigen die Worte verschlagen, als sie die aus ihrem Heimatdorf rund um Kutzerow bekannten Gesichter wiedersah. Im Speisesaal wurde sie von allen an der Kaffeetafel mit gespannten Blicken erwartet: Wie geht es ihr hier, wie sieht sie aus, ist sie gesund? Als Luise Schinkel dann eintrat, stockte sie, schlug die Hände vor der Brust zusammen und flüsterte: „Mir fehlen die Worte.“ Jeden einzelnen begrüßte sie mit Händedruck und Umarmung. So manche Blume oder kleine Geschenke wurden ihr zugesteckt.

Vera Senftleben und Brunhilde Engel, die die Senioren von Jagow seit Jahren betreuen, hatten den Besuch in Brüssow organisiert. Damit lösten die Jagower ihr Versprechen ein, Luise in der neuen Heimat aufzusuchen, sowie sie sich ein wenig eingelebt habe. Sogar Dr. Cornelia Schuart hatte sich dem Ausflug angeschlossen, was sehr wohl bemerkt wurde. „Sie haben mich all die Jahre so gut betreut, sonst wäre ich nicht so alt geworden“, brachte Lusie Schinkel die Runde zum Lachen. Seit September 2011 versuche sie in dem Seniorenheim der Stephanusstiftung heimisch zu werden. Nicht einfach, wenn fast das ganze Leben an einem Ort verläuft. Am 15. Juli 1916 in Lauenhof geboren, heiratete sie am 15. Mai 1935 ihren Erich aus Falkenhagen. Der kam aus dem Krieg nicht wieder, las Ortschronist Heinz Sproßmann aus seiner neuen Jagow-Chronik vor. Mit Rudolf Schinkel lebte sie später in einem der Neubauten von Kutzerow.

Erst als niemand mehr in dem unsanierten Haus mit Ofenheizung wohnte, zog sie im September 2011 nach Brüssow. Mit Sohn und Schwiegertochter, die im Spreewald leben, sei sie sich einig darin gewesen. „Hier habe ich vieles, was mir woanders nicht geboten werden kann“, lobt sie die Betreuung im „Haus am See“ und schildert ihren Alltag. „Ich versuche ein Brüssower zu werden.“ Ihren 96.Geburtstag feiert Luise Schinkel am Sonntag. Mag auch das ein oder andere Zipperlein die Uckermärkerin plagen, ihren Lebensmut hat sie nicht verloren.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.