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08.09.2012

Geschichte

Zarte Bande über den großen Teich

Monika Strehlow

Vor 169 Jahren wandern 367 Einwohner des Kreises Prenzlau aus. Heute wachsen wieder zarte Bande in die alte Heimat, wie der jüngste Besuch aus Amerika in Brüssow zeigt.

Brüssow.1843 wanderten 367 Bewohner des Kreises Prenzlau auf der Suche nach einer neuen Existenz ihrer Familien aus. Sie waren gegen eine einheitliche protestantische Kirche in Preußen, wie sie von den Oberen angestrebt wurde. Ein Teil von ihnen gründete den Landkreis Wheatfield in Ostamerika und benannte neue Siedlungen nach denen der alten Heimat.

Zur 200-Jahrfeier der USA schrieb Eugene W. Camann, Nachkomme der Auswanderer jener Zeit, über die „Auswanderung der pommerschen Altlutheraner in die USA“. Brüssow, Wallmow, Bergholz, Plöwen sind Orte, auf die er sich bezog. Nachfahren der Altlutheraner nahmenCamanns Forschungen zur Grundlage und schrieben selbst ein Buch, dassie zur 725-Jahrfeier Bergholz – das uckermärkische Nachbardorf Brüssows feierte am 1. September sein Jubiläum – mitbrachten: „From Prussia transplanted in America“ – verpflanzt von Preußen nach Amerika. Doch inzwischen entwickeln sich über den großen Teich zarte Bande in die Uckermark. Davon berichten Heiderose Richter und der Leiter des Heimatmuseums Brüssow, Günter Trester, der selbst mit Auswanderern über Umwege verwandt ist.

Ihre Familien hatten den weitgereisten Besuch gern bei sich aufgenommen. Denn das Bergholz-Jubiläum bescherte ein herzliches Wiedersehen mit Elaine Timm und David Schröder aus New Bergholz, USA. Seit den 1990er Jahren kommen sie in Abständen in die Uckermark. Zuletzt waren sie 2009 zur 750-Jahrfeier von Brüssow hier. Brigitte Shakelton stammt aus Süddeutschland, besucht einmal im Jahr ihre Schwester in München. Sie war es auch, die von Elaine Timm, vom Heimatmuseum in New Bergholz, übrigens unweit der Niagara-Fälle, dazu überredet wurde, das Buch von Camann zu übersetzen. „Eine anspruchsvolle Riesenaufgabe“, sagt Heiderose Richter. Nur sechs Exemplare durften gedruckt werden, um Autorenrechte zu wahren. Eines davon erhielt der Bergholzer Bürgermeister Ulrich Kersten. Ein weiteres durfte Brüssows Heimatmuseum, das in der Kirche der Altlutheraner residiert, in den Bestand aufnehmen.

Aber auch Familie Richter hatte eine Überraschung parat: Die Fotografin schenkte dem Besuch ein eigenes Buch mit Luftaufnahmen der Auswandererorte und -namen sowie plattdeutschen Liedern und Versen von Günter Stoltzmann. „Viele verstehen es noch. Denn bis in die vierte Generation sprachen sie in Amerika noch das alte Plattdeutsch“, erzählt sie.

Natürlich nutzten die Amerikaner die erneute Gelegenheit zu weiteren Nachforschungen auch im Heimatmuseum Brüssow, wo ihnen Margit Glowe und Günter Trester zur Seite standen. Der Museumsleiter beschäftigt sich selbst intensiv mit der Geschichte der Auswanderer und der der Altlutheraner in Brüssow und Umgebung. Im einstigen Preußische Staatsarchiv vertiefte er sich in dicke Aktenberge, aus denen 1943 auch Wilhelm Iwan schöpfte. „An dessem Buch haben sich alle orientiert, auch Eugen Camann, der diesem Thema zwei Bücher widmete“, erläutert Trester. So ist es kein Wunder, dass er und seine Familie die Jubiläumsfestumzüge von Brüssow und Bergholz mit einem eigenen Bild über die Auswanderung der Altlutheraner mitgestaltete.Man darf gespannt sein, wie diese Geschichte weitergeschrieben wird.

Quelle: Prenzlauer Zeitung

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.