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13.01.2013

Brände

„Politik schwankt hin und her, Feuerwehr bleibt Feuerwehr“

von Monika Strehlow

Mit fast 150 Jahren ist die Freiwillige Feuerwehr Angermünde die älteste der Uckermark. Andere feiern 2013 und 2014 ihren 80. Geburtstag. Darüber sprach unser Redaktionsmitglied Monika Strehlow mit dem Feuerwehrhistoriker Einhard Brosinsky.

Brüssow (ms)

Sie sind seit mehr als 40 Jahren Mitglied der Feuerwehr, seit 1980 Feuerwehrhistoriker. Wie oft ist Ihre Kompetenz gefragt?

Leider häufig erst fünf Minuten vor der Angst, wenn Kommunen oder Kameraden sich an ein Jubiläum erinnern. Besser wäre es, sich längerfristig mit Geschichte zu beschäftigen.

Warum?

Weil es zum Beispiel über viele Wehren keine schriftlichen Unterlagen mehr gibt. Da kommt es zu falschen Schlussfolgerungen, sind Zusammenhänge oft unklar.

Wann wurden in der Uckermark die ersten Feuerwehren gegründet?

Als erste 1865 die Freiwillige Feuerwehr Angermünde. Sie ist mit Abstand die älteste Wehr im heutigen Landkreis Uckermark. Dem folgten bis 1900 weitere nur in den Städten; zum Beispiel 1880 in Schwedt, 1881 in Prenzlau, 1883 in Strasburg und in Templin sowie 1896 in Brüssow.

Die Entwicklung ähnelte sich in den damaligen uckermärkischen Landkreisen. Wie verlief sie im Altkreis Prenzlau?

In der historischen Forschung werden nur die 94 Gemeinden berücksichtigt, die nach der Auflösung der Gutsbezirke gemäß der Kreisstruktur zum Kreis Prenzlau gehörten. Erst ab 1900 begannen sich auch in den Dörfern unserer Region freiwillige Wehren zu bilden. Dieser Prozess verlief recht schleppend und erstreckte sich nachweislich bis 1932. Dafür stehen zum Beispiel die Gründungsdaten 1904 Fürstenwerder, 1910 Blindow, 1911 Schönwerder, 1921 Battin, 1925 Baumgarten, 1927 Schapow, 1928 Schmölln, 1929 Schönermark, 1930 Göritz, 1932 Grimme. Anfang 1933 gab es im Kreis Prenzlau nur in 33 Orten freiwillige Feuerwehren. Doch dass sollte sich bald ändern.

Sie meinen das Gesetz über das Feuerlöschwesen in Preußen vom 15. Dezember 1933 ?

Ja. Es schuf neue und einheitliche Regelungen des Feuerlöschwesens. Das Gesetz und seine Ausführungsbestimmungen waren fortan rechtliche Grundlage für die Bildung freiwilliger Feuerwehren in allen „Ortspolizeibezirken“. Zuständigkeiten und Organisationsformen wurden einheitlich und allgemein verbindlich. Damit mussten auch in den restlichen Orten des Altkreises Prenzlau freiwillige Feuerwehren gebildet werden. Bis zum Ende 1933 waren es 30, 1934 weitere 31 Wehren. In seinem Jahresbericht für 1934 gab der Kreiswehrführer, Kamerad Enderling aus Röpersdorf, den Hinweis, dass in allen 94 Gemeinden des Kreises Prenzlau eine Feuerwehr vorhanden ist.

Das erklärt die Häufung bevorstehender Jubiläen…

Richtig. Es ist nicht verwunderlich, wenn in diesem und nächstem Jahr viele freiwillige Feuerwehren ihr 80-jähriges Bestehen feiern können. Im Verlauf der sehr wechselvollen Zeitgeschichte gab es mehrfach grundlegende Änderungen der politischen Verhältnisse. Damit verbunden auch geänderte Gesetze und Strukturen. All diese Ereignisse gingen an den Feuerwehren nicht spurlos vorüber, bewirkten gravierende Veränderungen. Die Geschichte zeigt: „Politik schwankt hin und her – doch Feuerwehr bleibt Feuerwehr“.

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Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nordkurier.