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BRÜSSOWER MINIATUREN

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Verwüstet und wieder aufgelebt

Zeugnisse der frühen Stadt unter der Ortsdurchfahrt in Brüssow

von Jens Schneeweiß - April 2006

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung des Archäologischen Landesamtes Brandenburg.

Im Jahre 1853 schrieb der Superintendent Poppenburg: "Mitten in dem fruchtbarsten, ergiebigsten Teile der Uckermark liegt [Brüssow] arm und öde da; nicht einmal eine Chaussee führt durch diese reiche Gegend. Die entsetzlichen Frühjahrs-, Herbst- und Winterwege hindern jeden lebendigen Verkehr."(1) Dem sollte nun, 150 Jahre später, endgültig Abhilfe geschaffen werden, als die Ortsdurchfahrt der L26 in Brüssow ausgebaut wurde. Im gesamten Bauabschnitt wurden Schmutzwasser-, Regenwasser- und Stromleitungen sowie Straßendecke und Gehwege erneuert. Die Baumaßnahmen wurde vom 01.03.-10.06.2004 archäologisch begleitet(2). Die größte Befunddichte trat im historischen Stadtkern auf.

Historischer Hintergrund

Brüssow liegt im Norden der Uckermark in einer recht bewegten kuppigen Grundmoränenlandschaft mit fruchtbaren schweren Böden zwischen den Tälern der Uecker und der Randow. Bei der Stadtrechtsverleihung von Stettin aus dem Jahre 1237 wird eine via regia nach Prenzlau erwähnt, eine Straße, die unter dem besonderen Schutz des Königs stand. In verkehrspolitisch wichtiger Lage etwa auf halber Strecke zwischen diesen beiden Städten befindet sich Brüssow. Nach dem Vertrag von Landin (1250), in dem die Pommernherzöge den nördlichen Teil ihrer Terra Ukera an die Markgrafenbrüder Johann und Otto abtraten, konnte Brüssow mit Magdeburger und Prenzlauer Rechten ausgestattet werden. In der Urkunde aus dem Jahre 1259, die über diese Stadtrechtsverleihung berichtet, ist Buryssowe erstmals erwähnt. Nach einer pommerischen Kirchen-Chronik von 1628(3) soll Brüssow allerdings schon 1190 "von den Teutschen angelegt" worden sein, urkundlich belegt ist das allerdings nicht.

Auf dem Gelände der Stadt befindet sich aber ein frühdeutscher Turmhügel, wahrscheinlich hat hier schon eine pommersche Burg gelegen. In der oben erwähnten Urkunde von 1259 wird "Ludolph, Pfarrer der Stadt" als Zeuge genannt, so daß die Anlage der Stadt schon vorher stattgefunden haben muß. Ende des 13. Jahrhunderts ging die gesamte Feldmark des südlicher gelegenen Dorfes Alt-Brüssow an die Stadt, das damit wüst fiel. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt befestigt, denn im 14./15. Jahrhundert kam es zu fortwährenden Grenzstreitigkeiten und Kriegen zwischen Pommern und Brandenburg. Diese gipfelten 1470 in der völligen Zerstörung Brüssows durch Herzog Wartislaw von Pommern, als er verheerend und plündernd durch die Uckermark zog. Brüssow lag lange in großen Teilen wüst, im 16. Jahrhundert verlor es den Stadtstatus und wurde Schulzendorf.

1726 kaufte Friedrich Wilhelm I. das Dorf und machte es zu einem Domänenamt, 1809 wurde Brüssow mit der Einführung der Städteordnung wieder zum Ackerbürgerstädtchen. Die Stadt liegt auf einer Anhöhe, auf der die St. Sophienkirche steht. Von hier fällt im Bereich der Baumaßnahme das Gelände nach NO zu einer breiten Niederung hin ab, die von der Straße gequert wird. An dieser Straße lag das Stettiner Tor. Alle drei Tore der Stadt sowie die zur Stadtbefestigung gehörenden Wälle wurden erst im 19. Jahrhundert endgültig eingeebnet. Im heutigen Stadtbild sind im Süden etwa vier Meter hohe Reste der Stadtmauer sowie einige Weichhäuser erhalten.

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(1) E. Schwartz, Geschichte der Stadt Brüssow, Prenzlau 1941, zit. nach 700 Jahre Stadt Brüssow, 1959, S. 16.
(2) Grabungsleiter waren A. Hahn-Weishaupt und J. Schneeweiß.
(3) Daniel Cramer, Pommersche Kirchenchronik, II. Teil.

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