BRÜSSOWER MINIATUREN
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Zeugnisse der frühen Stadt ...
von Jens Schneeweiß - April 2006
Die Befunde und Funde
Die vorgeschichtliche Besiedlung des Niederungsrandes ist durch vier wahrscheinlich
spätbronzezeitliche Befunde belegt, von denen ein Graben unterhalb der Kuppe
möglicherweise auf eine einst dort gelegene befestigte Siedlung deutet. Der
Hangbereich unterhalb der Kirche wurde in mittelslawischer Zeit ackerbaulich
genutzt, wie gut erhaltene gekreuzte Hakenpflugspuren belegen (Abb. 1). Offensichtlich
waren Erosion und Akkumulation in diesem Bereich recht stark, so daß schon bald
der Pflug die unteren Schichtbereiche und das Anstehende nicht mehr erreichte.
Die mittelslawische Zeitstellung ist durch eine OSL-Datierung auf A.D. 853 ±
149 gesichert(4). Slawische Befunde wurden darüber hinaus nicht angeschnitten.
Mittelalterliche
Wendepflugspuren belegen auch für die deutsch -mittelalterliche Zeit eine ackerbau- liche
Nutzung des Geländes vor der Stadtgründung, also 12. bis spätestens Mitte 13.
Jahrhundert. Sie gehören damit zu den ältesten halbwegs sicher datierten Wende- pflugspuren
der hochmittelalterlichen Ostsiedlung(5). Holzkohlepartikel und Eisenanreicherungshorizonte
durch Staunässe sprechen dafür, daß vor dem Einsatz des Wendepfluges das Gelände
mit Hilfe von Brandrodung von einer inzwischen offensichtlich entstandenen Wiederbewaldung
befreit wurde.
Das Gros der Befunde gehört in die Zeit des deutschen Mittelalters (13./14.
Jahrhundert) bis zur Zerstörung von Brüssow im Jahre 1470. Aus der Zeit der
Stadtgründung (wohl um die Mitte des 13. Jahrhun- Im historischen Ortskern:
Mittelslawische gekreuzte derts) stammen Reste von
Entwäs- Hakenpflugspuren im Planum. Foto: Hahn-Weishaupt serungsanlagen
(Abb. 2). Es handelt sich um einfache wasserableitende Systeme in Form von offenen
Rinnen aus Holzbrettern, die einen v-, u- oder trapezförmigen Querschnitt aufweisen
können. Einige Sammel- oder Sickerbecken aus Holz waren wahrscheinlich ebenfalls
Bestandteil dieses Systems.
Zwei aneinanderstoßende mittelalterliche Entwässerungsrinnen aus Holzbrettern
im Planum. Foto: A. Hahn-Weishaupt
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(4) Die OSL-Datierung wurde von Dr. Chr. Goedicke im Rathgen-Forschungslabor der SMPK zu Berlin unter der Labornummer 1643 durchgeführt.
(5) Vgl. Gringmuth-Dallmer 2002, 243-244.
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