BRÜSSOWER MINIATUREN
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Zeugnisse der frühen Stadt ...
von Jens Schneeweiß - April 2006
Als Beleg für die handwerkliche Produktion in der Frühzeit der Stadt kann ein
Befund dienen, der als Gerbgrube angesprochen werden kann (Abb. 3, 4). Als Indizien
für diese Deutung sprechen vor allem größere Mengen Rinde, die auffallend hohe
Feuchtigkeit innerhalb der Grube, die zu Staunässe und Eisenausfällungen geführt
hat, Steine sowie versintherte geschnittene Lederreste.
Mittelalterliche Gerbgrube. Querprofil bis auf die Oberkante des rinden-
und holzführenden Schichtpakets (links) und fast vollständiger Becher der HGW
in situ (rechts). Fotos: J. Schneeweiß
Bei einem Schichtpaket aus flächigen Rinden- oder Holzlagen handelt es sich
vermutlich um Rückstände dessen, was einst in der Grube schwamm ("Gerbersud").
Spätestens um 1300 wurde die Grube aufgelassen und verfüllt.
Neben
anderen Siedlungsabfällen enthielt die Verfüllung einen fast vollständigen Becher
der harten Grauware sowie ein Hundeskelett. Die Lage der Knochen im anatomischen
Verband belegt, daß der Hundekadaver auf dem Rücken liegend verwest war. Der
Becher entspricht in seiner Form den Dreiknubbenkannen, hat aber keinen Henkel
und vier herausgedrückte und gekniffene Standknubben (Abb. 5). Der Rand ist
nur leicht gemündelt, so daß die Mündung einen angedeuteten Vierpaß bildet.
Die Schulter ist durch vertikale ovale Dellen verziert. Typologisch gehört er
ins 13./14. Jahrhundert. Einige früh wirkende Elemente - die schlanke Form,
die gefurchte Halszone, die Dellen auf der Schulter sowie die dreieckig verdickte
Randlippe - sprechen für eine Datierung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts(6).
Becher
der harten Grauware aus der Verfüllung der
Gerbgrube, Ende 13. Jh. Zeichnung: J. Schneeweiß
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(6) Kirsch 1994.
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